Vom bundesweiten Fernsehen zum lokalen Radio

Mitte Oktober 2023 besuchte die Mediengruppe „FM Kompakt“ die RheinWelle, das freie Radio für Wiesbaden. Dort wurden wir von Eckhard Blasche empfangen, der uns die Studios im Medienpark unter den Eichen zeigte. Ein sehr geschichtsträchtiger Ort, denn hier sendete das ZDF in seinen frühen Jahren. Ein nettes Detail: Die berühmten Mainzelmännchen wurden, anders als ihr Name vermuten ließe, gar nicht in Mainz, sondern in eben jenen Wiesbadener Räumlichkeiten erfunden. Und das, wo doch Wiesbaden und Mainz eine gewisse Rivalität nachgesagt wird. Nichtsdestotrotz sind bei der Wiesbadener RheinWelle auch Moderatoren von der anderen Flussseite herzlich willkommen.


Eckhard Blasche (rechts) präsentiert uns die RheinWelle – (links: AFN-Historiker John Provan)


In den 80er Jahren wäre das Gelände dann übrigens beinahe zu einem der Geburtsorte des Privatfernsehens in Deutschland geworden, denn RTL wäre um ein Haar mit seinem deutschen Fernsehprogramm nicht nach Köln, sondern etwa 180 km weiter Rheinaufwärts nach Wiesbaden gezogen. Glück für das Nichtkommerzielle Radio (NKL). Denn so kam die RheinWelle in die Räumlichkeiten „Unter den Eichen“ in Wiesbaden.

Die Anfänge

Sendestart war der 13. September 1997. Zu Beginn sendeten Radio RheinWelle 92,5 und Radio K2R noch aus einem gemeinsamen Sendestudio in Rüsselsheim. Doch schon in den ersten Monaten musste Radio RheinWelle 92,5 feststellen, dass diese Verfahrensweise äußerst unpraktisch und auf Dauer nicht zu halten war.

Deshalb begann Radio RheinWelle 92,5 sehr schnell mit dem Ausbau des vorhandenen Vorproduktionsstudios in Wiesbaden und schon bald konnten wenigstens die Vereine und Gruppen, die im „Offenen Gruppenradio ( OGR ) zusammengefasst sind, ihre Sendungen von Wiesbaden aus „ in den Äther“ schicken.


Foto: Amos Schmidt


Bis Ende März 1999 wurde das Studio und damit der Sendebetrieb aus Wiesbaden kontinuierlich ausgebaut, um einen größeren lokalen Bezug zu der Stadt Wiesbaden herzustellen und dem Standort Wiesbaden ein größeres Gewicht zu geben. Seit April 1999 sendete Radio RheinWelle 92,5 seinen Programmanteil von 50 % aus dem eigenen Studio in Wiesbaden. Diese Änderungen wurden von den Bürgerinnen und Bürgern, den Vereinen und Gruppen sehr gut aufgenommen, was auch an einer ständig ansteigenden Mitgliederzahl abzulesen war.

Der ursprünglich geschlossene Kooperationsvertrag von 1996 zwischen K2R und Radio RheinWelle 92,5 sah vor, für zwei Jahre gemeinsam zu agieren, um die vorhandenen Ressourcen besser ausnützen zu können. In diesem Vertrag war jedoch das eigentliche Ziel, zwei eigenständige NKLs mit jeweils eigener Lizenz zu erhalten, fest verankert.

Durch Verzögerungen in der Fertigstellung der durch die LPR Hessen in Auftrag gegebenen Untersuchungsstudien bezüglich nichtkommerzieller Lokalradios wurde jedoch die Antragstellung für eine eigenständige Lizenz ab dem Jahr 2000 unmöglich. Alle bestehenden Lizenzen wurden lediglich für ein weiteres Jahr verlängert.

Weitere Verzögerungen folgten: Die vorgesehene Novellierung des Hessischen Privatrundfunkgesetzes ließ auf sich warten und somit gab es wiederum für beide Radioinitiativen keine Möglichkeit eine Einzellizenz zu erhalten. Als Folge davon waren die beiden Kooperationspartner gezwungen, erneut eine gemeinsame Lizenznahme für das Jahr 2000 zu beantragen.

Unterstützung bekam der Verein, seine Mitglieder und seine Förderer im Februar 2001 durch die gesamte Stadtverordnetenfraktion der Landeshauptstadt Wiesbaden, die sich in einer gemeinsamen Erklärung für eine Einzellizenz für Radio RheinWelle 92,5 aussprach.

Im Mai 2001 erfolgte die Ausschreibung von UKW-Hörfunkfrequenzen nach dem Gesetz über den privaten Rundfunk in Hessen, die eine Trennung der beiden Radioinitiativen möglich machte. Radio RheinWelle 92,5 hatte sich mit einem entsprechenden Antrag um die Lizenz für Wiesbaden beworben.

Gemäß Zulassungsbescheid vom 25. März 2001 ist es nunmehr amtlich. Radio RheinWelle 92,5 wurde die Zulassung zur Veranstaltung und Verbreitung eines nichtkommerziellen lokalen Hörfunkvollprogramms erteilt.



Als freies Radio ist man ein (Welt)offener Sender. Jeder darf hier vom Hörer zum Macher werden. Entsprechend bunt ist das Programm, mit unterschiedlichster Musik und Themen, die auf anderen Sendern kaum oder gar keinen Platz haben. „Wir senden gegen den Strom“ ist dazu auch passend der Slogan der RheinWelle.

Da es in Hessen keinen kommerziellen Lokalfunk gibt, kommt der RheinWelle gleichzeitig auch die Funktion eines Stadtsenders für Wiesbaden zu. Hier liegt daher auch klar der Fokus in der Berichterstattung, obwohl das Programm auch weit über Wiesbaden hinaus gehört werden kann, insbesondere, seitdem es auf DAB+ aufgeschaltet wurde. Somit ist ein Empfang in nahezu der gesamten Südhälfte Hessens, aber auch in weiten Teilen Bayerns, Rheinland-Pfalz und Baden-Württembergs möglich. Stolz berichtete uns Eckhard, dass die Rheinwelle auf diese Weise sogar schon Empfangsberichte aus dem Fürstentum Liechtenstein erhalten hatte.

Inzwischen ist man via DAB+ auch das ganze Jahr über empfangbar. Zuvor musste man sich den Sendeplatz mit einem anderen freien Radio teilen und war daher immer nur drei Monate lang zu hören, bevor man ebenso lang pausieren musste und der andere Sender aufgeschaltet wurde. Neben DAB+ ist das freie Radio in Wiesbaden und Umgebung auf der UKW-Frequenz 92,5 MHz  hörbar, sowie weltweit im Internet.

Es war bereits Abend geworden, als wir die Studios von Radio RheinWelle verließen, denn Eckhard Blasche hatte noch so einige Anekdoten aus der Radioszene im westlichen Rhein-Main-Gebiet zu erzählen gehabt. Man merkt dem Radiomacher an, mit wieviel Freude und Herzblut er mit dem Radiovirus infiziert ist.


Studio der RheinWelle – Foto: Peter Faust


Weiterführende Links:

Radio RheinWelle 92,5 – Wir senden gegen den Strom!

Streamadresse:
https://server7.streamserver24.com:8080/proxy/rheinwelle2?mp=/stream/

Kontakt:

RheinWelle 92,5 e.V.
Unter den Eichen 7
65195 Wiesbaden

Telefon: (0611) 60 99 335

Autor:
Till Zipprich für www.fmkompakt.de – mit ergänzenden Informationen von Eckhard Blasche

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