Honey Bee Benson
"Ich bin ein Radio-Girl"
Honey Bee Benson, hatte als erste weibliche DJ beim englischen Service von Radio Luxembourg eine eigene Sendung. Danach wechselte die sympathische Niederländerin mit ihrer Sendung "RTL Young" zum deutschen Dienst. Heutzutage lebt die "Honigbiene" in Brasilien und pflegt mit viel Liebe ihre Facebook-Seite https://www.facebook.com/honeybeebensonradioluxemburg/, indem sie Erinnerungen an das legendäre Radio Luxemburg veröffentlicht. Im Juli 2025 unterhielt sich Thomas Kircher vom Medienportal www.fmkompakt.de mit Honey Bee
Honey Bee Benson - 10 Jahre bei Radio Luxemburg
1970 arbeitete ich als Au-pair in England und studierte Englisch. Nach meinem College-Abschluss fand ich einen Job als Sängerin in einer Coverband, die in einem Club spielte. Wir gingen sogar auf Tournee nach Deutschland und spielten auf amerikanischen Militärstützpunkten. Nach unserer Rückkehr nach England war es sehr schwierig, einen festen Job zu finden, und nur am Wochenende zu spielen, reichte nicht! Dann sah ich eine Anzeige im Musikmagazin „Melody Maker“: „Discjockeys für Skandinavien und Europa gesucht.“ Ich rief die Nummer in Kopenhagen an, erzählte ihnen von mir, und sie boten mir einen Job in Schweden an, wenn ich so schnell wie möglich dorthin käme. Sie fragten nach meinem Namen, und ich sagte ihnen, dass mich alle Hanny nennen, aber sie verstanden „Honey“ und meinten, das sei ein toller DJ-Name, aber er müsse länger sein. Der Agent lachte am Telefon: "Ich taufe dich hiermit auf „Honey Bee Benson“. Okay, sagte ich und blieb acht Jahre bei diesem Agenten. Ich arbeitete in ganz Skandinavien und Europa. Es war eine tolle Zeit!
Ich habe mich mit dem Radiovirus infiziert, als ich tagsüber Radio Luxemburg hörte, abends „The Great 208“ und zwischendurch auch ein bisschen die niederländischen Sender. Außerdem liebte ich AFN mit seinem einzigartigen, geradlinigen amerikanischen DJing-Stil!
Honey Bee mit Stuart Henry und Rob Jones bei The Great 208
Wie ging es nach Deiner DJ-Zeit in Skandinavien weiter?
Im Juni 1979 kehrte ich nach England zurück und versuchte, Popstar zu werden, allerdings mit wenig Erfolg. Hier ein Hörbeispiel: Honey Bee Benson Sometimes
Deshalb begann ich wieder als DJ zu arbeiten. Mein Management-Agent in London vertrat auch die meisten Moderatoren von BBC Radio One. Er verschaffte mir Studiozeit bei der BBC, und die waren sehr an mir interessiert, da es bei Radio One einen Mangel an weiblichen Moderatoren gab. Sie begannen, mich für den Job auszubilden, aber bevor sie mich live on Air gehen ließen, wollten sie, dass ich Live-Radio-Erfahrung sammelte. So landete ich bei „The Great 208“ und ersetzte Stuart Henry während seines Urlaubs. Frank Elstner wurde so auf mich aufmerksam und durchkreuzte die Pläne der BBC mit einem Angebot, das ich einfach nicht ablehnen konnte! Das war mein kurzer und zugleich unvergesslicher Aufenthalt bei „208“. Ein Highlight an das ich mich besonders gerne erinnere, war mein Interview mit Rod Stewart.
Honey und Thomas Gottschalk teilten sich in der Musikredaktion ein Büro. Gottschalk war von 1980 bis 82 bei Radio Luxemburg
Die größten Unterschiede zwischen dem englischen Dienst und dem deutschen Radio Luxemburg?
Der englische Dienst war nicht sehr anspruchsvoll, dafür unglaublich spontan. Meistens sagte man zwischen den Aufnahmen nur „Das war und das ist“. Es gab keine persönliche Wahl der Musik, es gab nur eine Playlist! Aber Frank von „RTL Young“ ließ mir völlige Freiheit bei der Musikauswahl. Ich durfte über die Künstler und Bands sprechen, den Hörern so viele Informationen geben, wie ich wollte, und die Stars interviewen, welche mir wichtig waren. Das war ein viel angenehmeres Arbeitsumfeld für mich. Ich durfte auch tagsüber mit echten Radiolegenden arbeiten oder sie vertreten! Ich durfte meine Interviews selbst produzieren, entweder aufgezeichnet oder live im Studio, wo ich bei Bedarf spontan übersetzen konnte! Ich hatte zwar eine große Plattensammlung, aber die Plattenfirmen liebten mich, weil ich neue Bands spielte und nicht nur Songs, die bereits Hits waren. Deshalb haben sie mich mit Plattenmustern überhäuft.
Interview mit dem Godfather of Soul: James Brown
Wie lange warst Du bei Radio Luxemburg - weshalb kam Dein Abschied?
Ich war knapp 10 Jahre bei Radio Luxemburg. Die 1980er Jahre waren ein goldenes Zeitalter für Radio Luxemburg, doch in den 90ern begann der Niedergang und die Freude an der Arbeit dort war größtenteils verflogen! Der niederländische Fernsehsender RTL4 etablierte sich in Luxemburg und bot mir einen Job an, den ich annahm. So arbeitete ich tatsächlich noch für RTL und konnte weiterhin in Luxemburg leben, einem Land, das ich sehr liebgewonnen hatte. Ich arbeitete außerdem weiterhin freiberuflich für den Oldie-Sender und interviewte zahlreiche alte Popstars! Eine Zeit lang war ich auch freiberuflich für SWF3 tätig. In meiner Freizeit leitete ich von meinem Heimstudio aus eine kleine Radioproduktionsfirma, in der ich hauptsächlich Rockstars interviewte, aber auch Bordmusik für verschiedene Fluggesellschaften produzierte. Ich blieb zehn Jahre bei RTL4, aber ehrlich gesagt war ich im Herzen ein Radio-Girl, und Fernsehen war nicht mein Ding. Ich habe noch Kontakt zu einigen der englischen und deutschen Moderatoren, aber leider sind die meisten meiner Freunde verstorben, Dave Christian und Bob Stewart, um nur zwei zu nennen.
Biggi Lechtermann - Viktor Worms - Honey Bee und Rainer Holbe

In den 80ern bekam ich jede Menge Fanpost. Wir hatten eine Abteilung, die Autogramme verschickte. Wenn sie Fragen hatten, beantwortete ich sie persönlich. Viele Briefe kamen aus der ehemaligen DDR, und ich habe gehört, dass im Stasi-Museum in Berlin Briefe an Radio Luxemburg liegen, die nie zugestellt wurden. Ich hatte auch eine große Fangemeinde im Gefängnis Wittlich. Post die ich von dort erhielt, waren hauptsächlich Liebesbriefe!
Honey Bee in der Musikredaktion von Radio Luxemburg
Du hast die traurige Entwicklung der beiden großen Luxemburg-Programme miterlebt. 208 ist seit 31.12.91 Geschichte und RTL Radio hat nichts mehr mit den fröhlichen Wellen von einst zu tun. Was denkst Du, weshalb ist die Faszination des Radios nicht mehr spürbar?
Ich war sehr traurig, als „The Great 208“ zu Ende ging. Es war viele Jahre lang ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich glaube, es hat aufgrund der Signalqualität via Mittelwelle und ASTRA-Aufschaltung viel an Popularität verloren. Was Radio Luxemburg betrifft, halte ich den Formatwechsel zu „Der Oldie Sender“ für schlichtweg Selbstmord. Mit Jochen Pützenbacher hatten sie einen der besten deutschen Radiomoderatoren aller Zeiten. Gebt Jochen einfach ein Mikrofon und eine Telefonleitung, über die er mit den Zuhörern sprechen kann und er könnte stundenlang unterhalten! Aber „Der Oldie Sender“ riet ihm, sich auf ein Minimum zu beschränken; das war der Anfang vom Ende.
Würdest Du selbst gerne wieder moderieren?
Ich werde sehr oft gefragt, ob ich wieder Radio machen möchte, aber ich lehne immer ab. Ich denke, wenn ich wieder moderieren möchte, dann möchte ich gutes, interessantes und unterhaltsames Radio machen. Und glaubt mir, die Vorbereitung ist viel Arbeit, und dafür bin ich zu beschäftigt. Ich genieße jetzt meinen Ruhestand!
Was hat Dich nach Brasilien gezogen und welche Sender hörst Du heute?
Ich war im Urlaub in Brasilien und es hat mir so gut gefallen, dass ich beschlossen habe, hier zu leben. Ich höre jetzt nur noch sehr selten Radio, aber ich genieße immer noch laute Rockmusik im Auto!
Honey Bee Benson grüßt aus Brasilien alle Radio Luxemburg und Great 208 Fans
Die sympathische Niederländerin spricht 5 Sprachen und hat fast alle Länder der Erde bereist. Mit Freude erlebt sie die umwerfenden Reaktionen auf ihre Facebook-Homepage mit vielen Rückblicken auf 208 und Radio Luxemburg: https://www.facebook.com/honeybeebensonradioluxemburg/ Über 12.000 Fans verfolgen ihre Erinnerungen an die goldene Luxemburg-Zeit
Bildercopyright: Honey Bee Benson - dank freundlicher Genehmigung exklusiv für FMK zur Verfügung gestellt.
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