Ich kannte die Stimme ja bereits von Radio Eisack her. Das war dann „unser Sender“ in Brixen“! Zwischen 20Uhr u. 21 Uhr lief der Radioclub, Wunschsendung für uns, man konnte direkt im Studio anrufen. Oder wie ich das öfters erfolgreich machte: Direkt in die Bahnhofstrasse zu S3, Klingel drücken und warten. Meistens hörte man die nette Stimme von Willy, es war ja sein Elternhaus, aus der Spechanlage: Willy komm hoch!! Bevor ich grüssen konnte sagte er: Hallo Willy, ich zurück: Hallo Willy!!!
Ich / wir gaben unsere Wünsche ab und warteten abends fieberhaft auf die Ansagen/ Songs auf den Wellen von Radio S3, die spielten sogar Rock !!!.
Der ehemalige, erste Umsetzer von Radio S3 beim Ramuserhof
Ich hatte ein Mono-Tonspulengerät bekommen und schnitt die Songs und Sendungen via Mikrofon öfters mit. Die Zeit ging weiter, das Thema Sender beschäftigte mich aber noch, ich wollte unbedingt auch einen eigenen (kleinen) Sender. Inunseren Buchläden schaute ich mich nach Elektronikbastelbüchern um, es gab da einige. Da aber alle deutschsprachigen Werkbücher aus Deutschland kamen (Südtirol/ Zweisprachigkeit) konnte ich keine Senderbeschreibungen/ Schaltpläne für Radio Sender etc. finden. In Deutschland war das ja nicht erlaubt!
Durch meinen Schulbesuch ab 1981 in Bozen wurde ich auf einen kleinen Elektroladen in der Rauschertorgasse aufmerksam, dort gab es Bausätze von / auch Sendern im UKW Bereich. Ich baute einige , allerdings mit mäßigem Erfolg.
Ab ca.1985 spielte ich Gitarre in einer Band und wir brauchten einen Sänger, in Albert Dejaco fanden wir ihn. Albert war Moderator bei S3, weshalb ich auch sehr oft in den Studios von S3 war (Charly Mazzag fand das nicht immer so ok). Ich kann mich noch gut erinnern wie es im Dachgeschoss ausgeschaut hat! Nach der Schließung von S3 fand Albert eine neue Anstellung bei Radio Holiday in Bruneck, wo er bis heute moderiert!
Das Thema Sender kam wieder hoch. Inzwischen zogen wir nach Neustift um, ich bastelte wieder. Durch meine Arbeit in der Mechanikabteilung einer Firma für Messgeräteherstellung hatte ich Kontakte zu Elektronikern und auch zu einem Techniker, Sepp aus Klausen. Er schenkte mir das Buch „Rothammels Antennenbuch“. Jetzt verstand ich warum, unter anderem, meine Basteleien keine Reichweite hatten!
Nach etlichen Fehlschlägen und unzähligen Endstufentransistorsterben funktionierte nun MEIN Sender. Von einem Bausatz aus ca. 1983 aufgebaut, mit einer etwa 1W Endstufe, abgestrahlt von einer selbstgebauten 3 Element Antenne vom Dach meines Elternhauses hoch oben über Neustift war endlich ein Erfolg da. Ich mußte erheblich mit Frequenzdriftungen kämpfen, mein Sender war ja frei schwingend. Doch ich bekam die Sache in den Griff und lernte: Für grosse Reichweite ist eine gute Antenne und keine Störung wichtig. Der Sender war, wenn die Antenne gegen Süden gerichtet war, bei freier Frequenz, bis etwa Schrambach zu empfangen (ca8km)!!! Ich hatte eine Riesenfreude mit dem Ergebnis. Über den Sender liefen meine Lieblingslieder, CD war da neu, auch moderierte ich ab und zu mal was. Ab und zu kamen politische Themen, dann wieder das Endlosband..... Und dann, ich kam zum Mittagsessen heim, mein Sender lief nicht, er war abgeschaltet. Mein Vater wusste wieso: Er sah morgens zum Fenster, und entdeckte einen Wagen mit einer Antenne. Zwei Herren zeigten mit Fingern auf meine 3 Element Yagi über unserem Hausdach! Mein Vater verstand was da notwendig war. Er schaltete sofort meinen Sender aus, kurz darauf klingelte es an der Haustüre. Die Herren waren von der RAS, ich störte irgendwo Radio Ö3, mein Sender hatte ja keine Filter (Ahnung ) …! Die Herren waren sehr nett, sagten zu meinem Vater, sie würden es sehr begrüßen dass Jugendliche solche Basteleien machen, aber doch bitte nicht im UKW Bereich !!
Der stolze Willy vor seiner Sendeanlage
Ich wollte aber weiter basteln, ein eigener Fernsehumsetzer war meine nächste Herausforderung!
Ich hatte erfahren, dass jemand unterhalb Kreuztal / Plose (Solarbetrieben) bei Rutzenberg den Sender SRF 1 (RAS) vom Penegal empfing und über Sarns im VHF Band über Brixen sendete! Ich bastelte mit Kanalmodulen aus alten Empfangsteilen (danke Sepp) für Großempfangsanlagen (Kondominiumen) einen Sender. Dieser sendete dann SRF 1 vom Balkon eines Bauernhofs, Nähe Autobahnraststätte Vahrn, mit einer 20 Element Antenne auf Kanal 25 übers Tal mit etwa 20mW nach Neustift. Der Sender war perfekt empfangbar. Und wieder war die Freude groß!
Leider musste man für meinen Sender eine extra Antenne (mit allen Nebenwirkungen) montieren, doch ich suchte nach Lösungen! Oberhalb Neustift, beim „ Wetterkreuz“ dann der ideale Senderstandort. Alle Fernsehantennen Neustifts und teilweise Vahrns zielten, vorbei an meiner, zur Plose! Aber ich hatte keinen Strom, doch die Sonne half! Ich baute eine kleine, solarbertriebene Sendestation mit der ich SRF1, auch ARD und ein Satellitenprogramm über Neustift verbreitete. Der absolute Hammer: Eines Samstags abends, nach einem heftigen Gewitter, fiel der Strom oberhalb St.Andrä aus, die gesamten Anlagen der RAS u. RAI / Mediasat (Canale5/Italia1 in St Leonhard) fielen aus, man konnte nur MEINEN Sender empfangen, sonst ging nichts, das habe ich sehr genossen!
Satellitenantennen waren damals noch wenig verbreitet, ich sendete mit meinem Kathrein Receiver zu meiner Anlage hoch und verteilte diverse Programme, besonders Samstag Spätabends wurden die „Heimatfilme“ von RTL und Sat 1 gerne über meinen Sender angeschaut! Ich lernte damals sehr viel dazu, auch über Energieausnützung und Speicherung im Solarbetrieb, mein Feind war damals Stromverbrauch zu Endstufe etc…! Damals kosteten Solarmodule sehr viel Geld, bei Conrad in München musste man für ein 50W Panel etwa 400 D-Mark bezahlen. 1993 am Faschingsdienstag vormittags gegen 11 UHR (wurde beobachtet) hat jemand die Solarpanele meines Senders abgebaut und gestohlen! Ich war derart enttäuscht, dass ich die Anlage komplett abgebaut habe.
Den Radiosender hab ich als Erinnerung immer noch im Keller liegen, ich denke immer mal wieder gerne an die bewegte Zeit von damals zurück. Ab und zu laufe ich Willy Vontavon über den Weg, ich grüße ihn wie früher:
Hallo Willy!, und er ruft lachend zurück, Hallo Willy !!
Treffen im September 2019 in Brixen - Willy und Thomas von FMK
Fotos Copyright Willy Piok