FMK-Leser Peter Faust besuchte Mitte September 2020 die RAS in den neuen Räumen in Bozen. Die RAS ist mit dem 16. Oktober 2019 in den neuen Sitz in der Siemensstraße 19, 39100 Bozen umgezogen. Generaldirektor Georg Plattner präsentierte Peter persönlich die Räumlichkeiten. Vielen Dank für die Erlaubnis, die beeindruckenden Bilder auf FMK exklusiv veröffentlichen zu dürfen!
Die neue Heimat der RAS in Bozen - Lobby
Richtfunk, auf dem Dach des RAS-Gebäudes
Der neue Serverraum
Der demnächst zum Einsatz kommende DAB+ Hühnerspielsender
Auch das ORF Studio von "Südtirol Heute" ist in der Siemensstrasse 19 beheimatet
Die RAS präsentiert sich übrigens mit aktuellen Meldungen auch auf Facebook . Das gefällt FM Kompakt !
FM-Kompakt besuchte anlässlich der Radiotage 2014 am Samstag, 10. Mai, die Rundfunk Anstalt Südtirol in Bozen - Matthias Hornsteiner schrieb hierzu in der Fachpublikation "REFLEXION" folgendes.....
Ein volles Programm erwartete uns an diesem Tag, als erstes stand der Besuch bei der Rundfunkanstalt Südtirol (RAS) auf der Agenda. Um 10 Uhr versammelten wir uns vor dem Eingang in der Bozner Europaallee 164A, wo die RAS ihren Sitz hat. Am Eingang wurden wir vom RAS-Direktor, Dr.-Ing. Georg Plattner, sowie vom Technischen Direktor, Dr.-Ing. Johann Silbernagl, begrüßt und anschließend zum Versammlungsraum geführt. Im anschließenden Powerpoint-Vortrag beleuchtete Dr. Plattner zunächst die Geschichte Südtirols nach dem 1. Weltkrieg.
Diese begann im im November 1918 mit der Besetzung durch italienische Truppen. Aufgrund des von Österreich-Ungarn am 3. November 1918 mit Italien geschlossenen Waffenstillstandsabkommens und dem Vertrag von Saint-Germain zwischen den Siegermächten des 1. Weltkrieges und der neu geschaffenen Republik Österreich fiel Südtirol an das Königreich Italien und wurde zu dessen nördlichster Provinz.
Mit der Machtergreifung von Mussolini begann für die Südtiroler die Italianisierungsphase. Besonders stark betroffen von der Unterdrückung war die ladinische Bevölkerung, zumal die italienische Nationalbewegung im Ladinischen lediglich einen italienischen Dialekt sah (eine vergleichbare kulturfeindliche Gesinnung findet man auch heute noch in Teilen Deutschlands, wo mancherorts Bayerisch als "deutscher Dialekt" verunglimpft wird). Ab 1923 wurden schließlich sämtliche Orts- und Flurnamen italianisiert und die Verwendung des Namens Tirol verboten. Auch die deutschen Familiennamen der Bevölkerung wurden ins Italienische übersetzt.
Wegen des Hitler-Mussolini-Abkommens ergab sich für Südtirol im Dritten Reich keine Wende zum Besseren. Nach dem 2. Weltkrieg keimten aber erneut Hoffnungen auf, eine Wiedervereinigung mit Nordtirol im Zuge einer absehbaren staatlichen Neugründung Österreichs zu verwirklichen.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Österreich allerdings noch nicht die volle staatliche Souveränität von den alliierten Siegermächten zurückerhalten, folglich war die Verhandlungsposition der österreichischen Delegation gegenüber Italien bei den Pariser Friedensverhandlungen im Jahr 1946 geschwächt. Am Rande dieser Verhandlungen wurde im Hinblick auf die Südtirolfrage zwischen Italien und Österreich schließlichdas sog. Gruber-De-Gasperi-Abkommen unterzeichnet. Italien, das als Folge des Krieges bereits die Halbinsel Istrien und die Städte Fiume und Zara an Jugoslawien abtreten mußte, wurde bei diesen Verhandlungen das Gebiet Südtirols erneut zugesprochen. Der deutsch- und ladinischsprachigen Bevölkerungsmehrheit in der Region wurden von Seiten Italiens allerdings autonome Grundrechte zugesichert; Österreich wurde als Schutzmacht der Südtiroler Bevölkerung in Italien anerkannt.Die Umsetzung wesentlicher Punkte des Pariser Vertrages wurde jedoch von der italienischen Zentralregierung absichtlich verzögert, was zu steigendem Unmut der deutsch- und ladinischsprachigen Südtiroler gegenüber dieser ersten Autonomielösung, dem sog. Ersten Autonomiestatut, führte.
Mit der definitiven Neugründung Österreichs nach Unterzeichnung des Staatsvertrags im Jahr 1955 erhielt die Südtiroler Volkspartei (SVP) erneut verstärkte Unterstützung von Seiten der österreichischen Bundesregierung.
Parallel zu den diplomatischen Verhandlungen zwischen der SVP und italienischen und österreichischen Regierungsvertretern kam es bereits ab 1956 zu einer Serie von Bombenattentaten, die anfänglich vom "Befreiungsausschuß Südtirol" (BAS) durchgeführt wurden, später auch von anderen Gruppen aus dem deutschsprachigen Ausland. Ziel dieser Gruppierungen war nicht eine Umsetzung der Autonomielösung, sondern ein komplette Loslösung Südtirols von Italien.
Erst nach mehrjährigen Nachverhandlungen, die von Vertretern der österreichischen ÖVP-Regierung, von verschiedenen italienischen Regierungsvertretern und von der SVP geführt wurden, konnte schließlich eine Einigung erzielt werden. Unter dem Schlagwort Südtirol-Paket wurden die entsprechenden Maßnahmen 1969 von der Generalversammlung der SVP, vom österreichischen Nationalrat und 1971 vom italienischen Parlament genehmigt, womit das sog. Zweite Autonomiestatut für Südtirol im Jahr 1972 als Verfassungsgesetz in Kraft treten konnte. Im Verlauf der folgenden Jahrzehnte wurde dieses dann mittels einfacher Gesetzgebung nach und nach umgesetzt.
Was die Gründung der Rundfunkanstalt Südtirol (RAS) betrifft, so ist insbesondere der Artikel 8 des Autonomiestatus von 1972 bedeutsam gewesen. In dem Artikel ist eine Grundsatzbestimmung enthalten, wonach für örtliche Sitten und Bräuche sowie kulturelle Einrichtungen provinzialen Charakters, kulturelle und bildende Veranstaltungen auch Hörfunk und Fernsehen werden können. Dies bildete die Basis für die Schaffung einer entsprechenden Landeskörperschaft.
Am 5. März 1975 trat das Landesgesetz Nr. 16 in Kraft, damit wurde ein wesentliches kulturpolitisches Ziel erreicht, nämlich die kulturellen Grundlagen der deutsch- und ladinischsprachigen Bevölkerung in Südtirol auch mit Hilfe der Massenmedien zu bewahren und auszubauen. Dies war sozusagen die Geburtsstunde der RAS. Gegründet als öffentlicher Rundfunkdienst des Landes Südtirol, gestaltet die RAS zwar keine eigenproduzierten Programme, sondern verfolgt den gemeinnützigen Auftrag, in Südtirol die Hörfunk- und Fernsehprogramme aus dem deutsch- und ladinischsprachigen Kulturraum zu verbreiten. Dafür stellen die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Österreichs, Deutschlands und der Schweiz ihre Programme unentgeltlich zur Verfügung.
Anfangs wurden die Fernsehprogramme ORF1, ORF2 und ZDF landesweit, in der westlichen Landeshälfte und in den ladinischen Tälern SF1 und in der östlichen Landeshälfte ARD ausgestrahlt. Mit der Umstellung auf DVB-T und dank dem Einverständnis der ausländischen Rundfunkanstalten konnten die RAS-Programme auf 14 und später auf 18 erhöht werden: ORF1, ORF2, ARD, ZDF, Bayerisches Fernsehen, Kika, 3Sat, Arte, SF1, SF2, RSI La1, sowie ORF1, ORF2 und ZDF im HD-Format. Am 15. November 2012 nahm die RAS auf Wunsch vieler kulturinteressierter Südtiroler das Programm ORF III in ihr Programmangebot auf und strahlt nun zudem für technische Tests die hochaufgelösten Varianten der bestehenden Fernsehprogramme ARD HD, SF1 HD und SF2 HD aus.
Im Hörfunksektor werden die ORF-Programme Ö1, Ö2 Radio Tirol, und Ö3 landesweit verbreitet, darüberhinaus bestehen Umsetzer für SRF Radio Rumantsch der SRG in den ladinischen Tälern und im Obervinschgau. Der Vollständigkeit halber sei kurz erwähnt, daß über die sog. DAB-Technik weitere Radioprogramme aus dem deutschsprachigen Ausland ausgestrahlt werden, worauf wir hier aber nicht näher eingehen wollen.
Eine wichtige Grundlage der Tätigkeit der RAS ist die ständige Kooperation mit den öffentlichen Rundfunkanstalten ORF, ZDF, SRG und ARD sowie der RAI und dem Kommunikationsministerium, aber auch eine konstruktive Zusammenarbeit mit den privaten Programmveranstaltern. Während in früheren Jahren das Verhältnis von RAS und Privatradiobetreibern eher von Konkurrenzdenken geprägt war, besteht heutzutage zwischen beiden Seiten ein ausgesprochen gutes Verhältnis. Dieses spiegelt sich auch darin wieder, daß Privatprogramme zunehmend Gemeinschaftssendeanlagen zusammen mit der RAS nutzen.
Als weitere Unternehmensziele der RAS seien genannt:
- Umstellung der bestehenden digitalen Fernsehsendenetze in Gleichwellennetze (SFN)
- Übertragung zusätzlicher Programme in den drei Landessprachen sowie anderssprachiger Programme im Auftrag der Südtiroler Landesregierung
- Verbreitung hochauflösender Fernsehprogramme (HDTV) unter Einsatz des Übertragungsstandards MPEG4
- Erweiterung und Ausbau der digitalen Richtfunkverbindungen für die Programmzuspielung und den Programmaustausch
- Verbreitung von Rundfunkprogrammen sowie Funk- und Datendiensten für Dritte (Carrier-Dienste) und Anpassung der dafür notwendigen rechtlichen Grundlagen und Verwaltungsabläufe
- Ausbau und Förderung von Breitband- und Mobilfunkinfrastrukturen im Auftrag der Südtiroler Landesregierung und auch im Rahmen von europäischen Förderprogrammen
- Erprobung und Einsatz neuer Übertragungsstandards im stationären, portablen und mobilen Bereich (WiMAX)
- Errichtung von gemeinsamen Infrastrukturen für öffentliche Rundfunkdienste, Landesfunkdienste sowie für private Programmanbieter und Mobilfunkbetreiber im Auftrag der Südtiroler Landesregierung
- Fortsetzung und Ausbau der Kooperation mit den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ORF, ZDF, SRG, ARD, RAI und mit den Behörden, dem Ministerium für Wirtschaftsentwicklung und den privaten Programmanbietern sowie Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit
- Verbreitung von Informationsdiensten im Interesse des Landes (Datendienste, Webcams usw.)
Derzeit besteht das RAS-Sendernetz der RAS aus rund 940 Sendegeräten, die an etwa 120 Standorten (davon 65 im Besitz der RAS) betrieben werden. Den derzeitigen Versorgungsgrad mit 99,6 % kann man als flächendeckend bezeichnen.
Die RAS hat in den letzten Jahren ein neues digitales Richtfunknetz für die Programmzuspielung vom Sitz der RAS in Bozen zu den Hauptsenderstandorten in Südtirol und für den Programmaustausch zwischen Nord- und Südtirol errichtet. In den nächsten Jahren soll dieses Netz kontinuierlich ausgebaut werden und alle Hauptsenderstandorte in den verschiedenen Talschaften erreichen.
Im Telekommunikationsbereich möchte die RAS im Auftrag der Südtiroler Landesregierung den Ausbau von Breitbandinfrastrukturen in Südtirol weiter voranbringen. Mittels europäischer Ausschreibungen und Projekte, welche auch durch EU-Fördermittel finanziert werden, will man vor allem die peripheren Gebiete der Provinz mit schnellen Internetanschlüssen und Mobilfunk versorgen.
Die Finanzierung der RAS erfolgt derzeit von drei Landesressorts Kultur, Raumordnung und Öffentliche Arbeiten. Übrigens berät die RAS auch verschiedene Institutionen wie Landesämter, Ministerien, Dienste von öffentlichem Interesse, Mobilfunkbetreiber und private Betreiber. Zudem ist die RAS Mitglied der Landeskommission für Kommunikationsinfrastrukturen und wirkt beratend in Arbeitsgruppen des Ministeriums für Wirtschaftsentwicklung mit.
Nach dem sehr informativen Vortrag durften wir uns mit allerlei Souvenirs, Aufklebern und sogar dem Buch "25 Jahre Rundfunk-Anstalt Südtirol 1975 – 2000" eindecken. Diese Festschrift ist eine wahre Fundgrube, die eine detaillierte Historie der Südtiroler Rundfunkhistorie bietet und auch auf die damalige politische Situation Südtirols eingeht.
Damit war unser Programm bei der RAS aber noch nicht beendet, denn nun folgte eine Besichtigung der Sender- und Überwachungsräume, die sich im Parterre befanden.
Da wir so ausführlich die Vergangenheit und Gegenwart der RAS kennenlernen durften, stellte sich natürlich auch die Frage nach der Zukunft. Nachdem die RAS inzwischen einen Versorgungsgrad von mehr als 99% erreicht und freie Frequenzen rar geworden sind, ist ein weiterer Ausbau des Sendernetzes nicht zu erwarten und auch nicht notwendig. In einer Rede zu 40 Jahren Verträge mit ORF, ZDF, ARD und SRG regte jedoch RAS-Präsident Rudi Gamper ein Euregio-Projekt an, das einen durchgehenden Empfang von Digitalradio-Programmen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien auf der Achse Oberbayern-Kufstein-Gardasee ermöglichen würde. Technisch würde bei einem solchen Vorhaben beispielsweise das Ensemble des Bayerischen Rundfunks über Sender entlang der Inntal-Autobahn in Österreich, etwa dem Patscherkofel bei Innsbruck, sowie in Südtirol verbreitet.
Bereits vor einigen Jahren gab es ähnliche Überlegungen beim Bayerischen Rundfunk. Die Sender des BR sind seit Jahren über dem sog. DAB in Südtirol zu hören, allerdings klafft eine Lücke in Österreich, da man in dem Land vor Jahren schon aus dem Digitalfunk ausgestiegen ist.
Die FMK-Gruppe zu Besuch bei der RAS anlässlich der FM Kompakt Radiotage im Mai 2014 in Südtirol - direkt nach unserer Besichtigung wurde dieses Bild auf der HP der RAS veröffentlicht.