FMK-Kompakt richtete im Mai 2014 seine Radiotage in Südtirol aus - wir bekamen Einblicke in die aktuelle Radioszene - dank Treffen mit "Ehemaligen" und Pionieren der ersten Stunde, bekamen wir aber auch einen Rückblick auf die spannende Radioszene. Am 09. Mai trafen wir uns mit Mr. Schwarzenstein, Roland Huber !  Matthias Hornsteiner schrieb hierzu in der Fachpublikation "REFLEXION" .....

Etwas später konnten wir unseren lange erwarteten "special guest" begrüßen. Es war niemand Ge­rin­gerer als Roland Huber, in Fachkreisen wohlbe­kannt als "Mr. Schwarzenstein". Wir alle waren sehr ge­spannt auf seine Erzählungen über die legen­dä­ren Sender auf dem Schwarzenstein und anderen grenznahen Bergen.

Ursprünglich wollte Roland, der in Bozen ein Elek­trofachgeschäft betrieb, nie Radio machen. Als ihn jedoch 1980 ein Politiker kontaktierte und ihm von einem Bekannten in München erzählte, der gerne von Südtirol in die bayerische Landeshauptstadt sen­den möchte, führte Roland erste Versuche auf dem Hühnerspiel oberhalb Sterzing durch. Das Projekt nannte sich "Radio 104", und obwohl sich bald herausstellte, daß der Standort nicht optimal für die Versorgung von München ist, gab es mas­sen­haft Zuschriften von Radiohörern.

Links im Bild : Roland Huber - am Abend des 09. Mai 2014 im Weinhof Bonell / Eppan - Aufnahme dank Andreas Knedlik

Als günstiger erwies sich der 3369 m hohe Schwar­zenstein in den Zillertaler Alpen, wie Tests mit einem 20-kW-Sender (nur Batteriebetrieb!) zeigten. Von dort oben hat man direkten Sichtkontakt nach Südbayern, die überaus exponierte Lage war jedoch eine immense Herausforderung für die Errichtung und den Betrieb einer Sendeanlage. 1981 erhielt Ro­­land eine provisorische Genehmigung zur Er­rich­tung der Sendeanlage, welche für die Dauer von zwei Jahren bewilligt wurde. Nach der Erneuerung der Genehmigung baute Roland schließlich im Jah­r 1983 die Anlage, die im Juli desselben Jahres in Betrieb ging. Ausgestrahlt wurde Radio Bavaria In­ternational, welches sich etwas später in Radio M1 umbenannte. Nur ein Vierteljahr später, im Ok­tober 1983, geschah bereits das erste Attentat auf die Anlage. Unbekannte hatten die Halteseile des An­ten­nenmasten gekappt, woraufhin derselbe ins Tal stürzte. Man vermutet, daß es sich um ei­nen Ra­cheakt seitens Radio Brenner handelte, welches zu der Zeit eine Parallelanlage auf dem Schwa­r­zen­stein errichten wollte, allerdings ohne Ge­nehmi­gung. Roland ging gegen diese Aktivitäten vor, da er befürchtete, mit der Radio-Brenner-An­lage in Zu­sammenhang gebracht zu werden.

Doch auch Radio M1 konnte nur noch wenige Tage weitersenden, da die italienische Justiz die M1-An­lage plötzlich als illegal errichtetes Bauwerk be­trach­tete. Zu allem Überfluß ereignete sich kurz da­rauf ein Unfall, bei dem der Hubschrauber meh­rere Fässer mit Diesel für die Sendeanlage verlor (oder besser gesagt: ausklinken mußte). Als Folge ver­teil­ten sich einige hundert Liter Diesel über dem Glet­scher. Das mag dazu beigetragen haben, daß die Schwarzenstein-Anlage bis 1985 versiegelt blieb.

Nachdem Roland vom Vorwurf, ein illegales Bau­werk errichtet zu haben, in zweiter Instanz freige­spro­chen wurde, nahm er den Sender wieder in Be­trieb und schloß bald darauf einen Vertrag mit Ra­dio Brenner ab, welches fortan unter dem Namen "Südtirol 1" sendete. Damit sollten Verwechslungen mit "Radio Brenner München" vermieden werden, welches 1986 von mehreren Geschäftsleuten in Mün­­­chen gegründet wurde. Südtirol 1 gehörte seit 1986 dem Chef des Allkauf-Warenhäuserkonzerns, Gerhard Ackermans (1926 – 2011). Zumindest bis 1987 war Ackermans auch Hauptgeldgeber von Ra­dio Brenner München.

Mit der Wiederinbetriebnahme erfolgte auch die Um­­stellung von Diesel auf Propangas. Leider ließ der Bezirksrichter die Anlage noch im selben Jahr erneut versiegeln, und zwar mit dem Argument, Ro­land Huber würde verbotenerweise gezielt ins Aus­land senden. 1987 entschied aber das Mailänder Ver­­waltungsgericht in einem wegweisenden Urteil, daß Sendungen ins Ausland erlaubt sind. Daraufhin wurde die Anlage wieder entsiegelt.

Einige Zeit lang lief alles gut und Südtirol 1 sendete ungestört in Richtung Bayern. Doch dann kam es im Jahr 1989 zu einem Brandanschlag auf den Sen­der. Roland konnte die Anlage zwar schnell wie­der aufbauen, doch gab es in der Folge zunehmend Pro­­bleme mit dem Vertragspartner Radio Brenner. Er fand die Alternative in der Innsbrucker Familie Führer, die Anfang August 1990 mit dem legen­dä­ren Namen "Radio M1" ihr Rockmusikprogramm star­­teten. Leider gestaltete sich die Zusammen­ar­beit als nicht sehr fruchtbar, außerdem wurde eine Abbruchverfügung erlassen, da für den Wie­der­auf­bau der Anlage nach Angaben der italienischen Ju­stiz keine Genehmigung vorlag. Endgültig zu En­de ging es mit dem berühmten Sender am 6. Sep­tember 1993. Wenige Wochen später begann man mit dem Abtransport der Technik, heute erinnert auf dem Gletscher nichts mehr an die legendäre Sen­de­anlage. Über andere Standorte sendete Radio M1 noch bis Mai 2003 weiter, allerdings ohne ita­lienische Sendelizenz. Drei Jahre später verstarb Claus Führer, Betreiber von M1, im Alter von nur 41 Jahren.

Heutzutage ist Roland Huber als Sendetechniker für Radio Grüne Welle tätig.

Mit diesem kurzem Abriß konnte ich nicht einmal die wichtigsten Ereignisse rund um die Schwar­zen­stein-Geschichte nennen. Darüber ließe sich ein gan­­zes Buch schreiben und es wäre wünschens­wert, wenn dies irgendwann geschieht, solange es noch Zeitzeugen gibt, die nahe am Geschehen oder selbst beteiligt waren. Mehr Details finden sich bei uhini.de

 

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